
Es ist mal wieder Zeit für ein Review Duell mit Ella. Eigentlich war es angedacht, um die 2 Duelle im Monat zu schaffen. Leider liegt es an mir, dass es dazu nicht kommt. Ella schreibt im Discord weiter, reichlich Reviews, während es bei mir hier im Blog weitgehend ruhig bleibt. Jedenfalls habe ich dieses Mahl die Qual der Wahl mit dem heutigen Film gehabt. Eigentlich hatte ich vor 2 Monaten „Night of the Demons 2 (1994)“ ausgewählt was aber quer gegen meine Motivation lief. Nun hat Amazon Prime unlängst den Film „Tank Girl“ mal wieder ins Programm genommen, den ich schon mal in der engere Auswahl hatte, aber nirgends (bezahlbar) verfügbar war. Nun ist es soweit. Nun muss er nur noch gut sein. Ich habe bei meinen ausgewählten Filmen gegenüber Ella, einen qualitativ hochwertigen Ruf zu verteidigen. Also… Lets go…..
Wir befinden uns im Jahr 2033. Nachdem vor Jahren ein Komet die Erde getroffen hat, ist die Welt komplett ausgetrocknet. Das wenige Wasser, was noch existiert wurde von der Firma Ne.., ach Quatsch, von der Firma „Water & Power“ privatisiert. In dieser Welt schlägt sich auch Rebecca mehr schlecht als recht durchs Leben. Sie und ihre Freunde werden vom Militär des Wasserkonzerns überfallen und bis auf Rebecca werden alle getötet. Da Rebecca ziemlich widerstandsfähig ist, wird sie gefangen genommen und soll der Armee zugeführt werden. Da sie sich jedoch weigert wird sie in ein Arbeitslager gesteckt um sie mental zu brechen. Sie schafft es mit ihrer neuen Freundin Jet, aus dem Lager zu flüchten und dabei auch noch einen Panzer zu entwenden. Auf ihrer Flucht erfährt sie, dass ein kleines Mädchen überlebt hat und in einen zwielichtigen Schuppen verschleppt wurde, indem sie nun arbeiten muss. Rebecca und Jet machen sich auf dem Weg sie zu retten. Fast hätten sie es geschafft aber „Water & Power“ entführen das Mädchen und wollen damit Rebecca in eine Falle locken. Diese tut sich mit einer Gruppe Mutanten zusammen, die auch noch eine Rechnung mit der Firma offen haben….
Der Film basiert auf der Comicreihe „Tank Girl“ die im Jahr 1988 das erste Mal veröffentlicht wurde. Geschrieben wurde die Rehe von Alan Martin. Den Zeichenstift nahm dafür Jamie Hewlett in die Hand. Dieser schuf, 10 Jahre später mit Damon Albarn, dem Sänger von Blur, die Band Gorillaz. Diese ist ja bekanntlich eine Band, die aus Comicfiguren besteht. Auf Deutsch wurden die Tank Girl Comics ab 1995 von Feest in 8 Ausgaben veröffentlicht. Außerdem gab es noch ein Comic zum Film. Hier wurde sicherlich gehofft, dass sich die Comics im Fahrwasser des Films, wie geschnitten Brot verkaufen.
Ich habe den Film, das erste und letzte Mal gesehen als er damals auf VHS in die Videotheken kam.
In meiner Erinnerung, fand ich ihn den Film nicht gerade gut. Damals habe ich ihn auch nur ausgeliehen, weil Ice-T mitspielt. Ich war damals ein Fan von Body Count und habe mir dadurch alle Filme angeschaut in Denen, Ice-T mitgespielt hat. Damals sollten wir im Englischunterricht einen Vortrag über unsere Lieblingsband mit einem Song vorstellen. Ich hatte natürlich den Song „Born Dead“ vorgestellt, da er auch den Rassismus anprangert. Als einer der wenigen „Linken“ während der „Baseballschlägerjahre“ im Osten kam das nicht sonderlich gut an. Aber zurück zum Film. Ice-T spielt hier den Mutanten T-Saint und ist durch seine Maske nicht zu erkennen, dies wird wohl auch ein Hauptgrund gewesen sein warum ich dem Film keine richtige Chance gab sich zu entfalten.
Jedoch, bin ich auch nach der heutigen Sichtung, nicht gerade begeistert vom Film. Der Film will Punk sein, der Film will Anarchie sein. Verliert sich aber ständig an zusammenhanglos wirkende, aneinandergereihte Szenen. Es wirkt, wie ein 100 Minuten langer Musikclip im 90er Jahre Style. Ich mag so vieles am Film. Ich mag den Look. Diese Mischung aus Film mit eingestreuten Comicpanelen und Zeichentrickpassagen. Ich mag auch den grandiosen Soundtrack, der aus Punk und alternativer Musik besteht. Ich mag Lori Petty, die das rotzige Tank Girl spielt, die es den Männern mal so richtig zeigt. Das typische 90er Jahre Girly. Heute wäre sie wohl für den konservativen Internetmob zu „woke“. Auch Jet, die anfangs ein Mauerblümchen ist, die sich von Männern unterdrücken lässt und durch Rebecca zu einer starken Blume heranwächst finde ich gut. Und dann kommt die Story… Man hat einen interessanten Ansatz indem man im Grunde den Kapitalismus mit dem Faschismus gleichsetzt. Hast du das Monopol über das Wasser hast du auch die Mittel eine faschistoide Führung aufzubauen. Man erkennt es an die Soldaten und ihren Uniformen. Individualität wird nicht geduldet und so sehen auch die Tänzerinnen und Hostessen (und auch die Gäste) in der Bar alle gleich aus. Was auch in der Szene in der Rebecca „angeglichen“ werden soll gezeigt wird und mit dem Ergebnis gebrochen wird. Was mich am meisten stört, ist dieses kleine Mädchen. Dieses dient lediglich als „MacGuffin“ und soll nur die Handlung vorantreiben und wäre bei einem klugen Drehbuch nicht nötig gewesen. Highlight des Filmes dürfte wie so häufig, Malcolm McDowell sein, der als faschistoider Firmenchef sich die Seele aus dem Leib spielt. Der Film hätte soviel mehr sein können wenn man sich vernünftig Zeit gelassen hätte um „Worldbuilding“ zu betreiben und mehr Erwachsenencontent hätte dem Film sicherlich auch gut getan. So bleibt ein zu lang geratener Videoclip mit schöner Optik, bombastischen Soundtrack, tollen, starken Frauen und gut aufgelegter Malcolm McDowell. So reicht es lediglich für ein Trashfeuerwerk, der nicht weiter im Gedächtnis bleibt…
Regie führte Rachel Talalay die zuvor lediglich den sechsten Teil, der „Nightmare on Elmstreet“ Reihe sowie „Der Killer im System drehte. Nach Tank Girl reichte es nur noch für eine Karriere als Fernsehregisseurin. Das Tank Girl Rebecca wird von Lori Petty gespielt, die sich durch den Film wohl auch ein Karriereschub erhofft hat, der dann ausblieb und dann auch nur TV Rollen und C Filme mitbrachte. Jet wird von Naomi Watts verkörpert. Bei ihr ging es dann direkt, 1996 mit „Kinder des Zorns IV“ weiter. Am bekanntesten dürfte sie aber durch ihre Rolle für die US Varianten der „Ring“ Filme sein. Dann wäre dann noch Ice-T. Er hat davor in „Surviving the Game“ mitgespielt und in etlichen anderen kleineren Filme. Hauptsächlich dürfte er als Schauspieler für die Serie „Law & Order: Special Victims Unit“ sein in der er mitlerweile in mehr als 500 Folgen mitgespielt hat. Zum Schluss erwähne ich noch Malcolm McDowell. Was soll ich zu ihm schreiben er ist einfach Malcolm McDowell. Er hat in unzähligen Kultklassikern mitgespielt oder einfach schlechte Filme mit seiner Anwesenheit bereichert. Erwähnen möchte ich da aber seinen Skandalfilm „Caligula – Aufstieg und Fall eines Tyrannen“ in dem er den Caligula spielt. Das erwähne ich jetzt nur weil es eine Referenz dazu im Film gibt. Das habe ich ja vergessen zu erwähnen, dass Tank Girl nur so vor Popkulturellen Referenzen strotzt.
Ellas Meinung:
Im Jahr 2033, also in acht Jahren, gibt es nur noch wenige Wasserressourcen, weil die Zivilisation, wie wir sie kennen, durch einen Meteoriteneinschlag zerstört wurde. In dieser apokalyptischen Welt kämpft Rebecca Buck alias Tank Girl zusammen mit ihrer Freundin Jet Girl gegen einen skrupellosen Energiekonzern, der die letzten Wasserreserven aus Machtgründen hortet. Der Chef des Unternehmens, der bösartige Kesslee, geht dabei über Leichen. Unterstützung im Kampf gegen den Cyborg-CEO und seine Soldaten erhält Tank Girl von den so genannten Rippern, Känguru-Mensch-Mutanten, aus deren Reihen sich Tank Girl den liebenswürdigen Booga als Boyfriend erwählt.
Tank Girl ist ein US-amerikanischer Science-Fiction-Film von Rachel Talalay aus dem Jahr 1995, dessen Handlung auf der gleichnamigen Comic-Reihe von Jamie Hewlett und Alan Martin fußt. Es war sicher nicht leicht, diese legendären feministischen und anarchistischen Comics als Film zu adaptieren. Sowas wird von Fans ja oftmals nicht sehr wohlwollend behandelt. Und so floppte der Film an den Kinokassen, wurde aber, vollkommen zurecht, später zum Kultfilm. Mit Lori Petty, Ice-T, Naomi Watts, Malcolm McDowell, Don Harvey, Ann Cusack, Iggy Pop, James Hong und Anne Fletcher recht prominent besetzt, atmet das Werk den Geist der Alternative Culture der 1990er-Jahre. Einer Zeit als Feminismus noch empowernd Männerärsche trat und jederzeit einen coolen Spruch auf den Lippen hatte. Der großartige und passende Soundtrack mit Songs von Björk, Hole, Bush, Portishead, Joan Jett, Ice-T und anderen rundet diesen irrwitzigen Ritt ab.
Und ein wilder Ritt ist Tank Girl auf jeden Fall. Auch wenn seine Stärken nicht gerade in der doch eher einfachen Story liegen, liefert Rachel Talalay ein popkulturelles Bonbon in Musikvideo-Ästhetik und mit Zeichentricksequenzen ab. Tank Girl ist comichaft, crazy, anarchisch, super sexy, queer und hat mich komplett abgeholt. Seit längerem ist ein Reboot des Films mit Margot Robbie geplant. Ob der jedoch an diesen unterhaltsamen Grrrl Power-Hit heranreichen kann, bleibt fraglich.
Für eine weitere Meinung, könnt ihr auch mal bei Olivers Filmwelten vorbeischauen…
Trailer:
In der Presse:
In meinem Archiv alter Filmzeitschriften habe ich lediglich in der Cinema vom Juni 1995 einen Artikel gefunden. Hier wird unter anderem vom „anarchisches Strichmädchen“ gereden und auch so fällt das Urteil eher Negativ aus. Die Cinema vergibt 40% und urteilt:
… So versinkt „Tank Girl“ im Tümpel der Mittelmäßigkeit und teilt damit das Schicksal von zahllosen anderen Comic-Adaptionen. Und die erwartungsfrohen Zuschauer sind wieder mal um eine Illusion ärmer.


Das Presseheft:
Die Pressehefte zu Filmen, die ich bisher in den Fingern hatte, waren meistens weniger interessant. Aus diesem hier konnte ich noch so einiges an Informationen herauslocken. Neben der Besetzung, dem Stab und dem Inhalt haben wir noch Details zur Produktion sowie zur Entstehungsgeschichte des Comics sowie Kurzbiografien zur Regisseurin, Produzenten und den Darteller*innen.
Regisseurin Rachel Talalay bekam zu Weihnachten einen Tank Girl Comic von ihrer Stieftochter geschenkt und war sofort davon begeistert. Es dauerte ein Jahr um sich die Filmrechte zu sichern. Die Special-Effects sind von Peter Crosman der auch an Timecop, Star Trek IV, Zurück in die Zukunft 3 und auch Ghost beteiligt war. Der Panzer im Film ist ein M5-Stewart aus dem Jahr 1943, der wohl Probleme mit dem Rückwärtsgang hatte. Der Jet war lediglich ein Modell. Die Rolle des Bösewichts, die Malcolm McDowell verkörpert, ist exklusiv für den Film geschrieben wurden und existiert im Comic nicht. Das Special Effect-Make-Up der Kängeruhmutanten ist von Stan Winston, der unter anderen einen Oscar für Jurassic Park bekam und auch die Effekte bei Predator und Terminator 2 übernahm. Die musikalische Auswahl übernahm Hole-Sängerin und Kurt Cobain Witwe, Courtney Love.
Alles in Allem ein sehr informatives Presseheft.


Pressefotos:






Der Comic zum Film:
Von Feest Comics erschien 1995 auch der Comic zum Film. Was ja auch verständlich ist wenn man die Kuh melken will, bis wirklich der letzte Tropfen Milch aus dem Euter gepresst hat. Die Story folgt, welch Überraschung, der vom Film. Man könnte vielleicht noch hinzufügen, dass der böse Komet im Jahr 2014 auf der Erde eingeschlagen ist. Der Comic hat mir sogar einen kleinen Ticken besser gefallen als der Film. Es fügt sinnvolle Dinge hinzu und lässt Dinge weg, die die Story nur sinnlos strecken würden. Der Anfang wurde leicht verändert, weil ein Kometeneinschlag im Comic billiger umzusetzen ist als im Film. Das Ende wurde auch leicht verändert. Nichts lebenswichtiges, was den Film jetzt besser oder schlechter gemacht hätte. Autor des Comics ist Peter Milligan und die Zeichnungen sind von Andy Pritchett.


Die Comicvorlage:
Ich habe mir mal das erste Heft der regulären Comicreihe gekauft um mal einen Blick zu riskieren. Eins kann ich schonmal sagen. Der Film ist nicht einmal annähernd Comictreu umgesetzt. Wenn sie den Film so umgesetzt hätten, wie den Comic, wäre er wohl nie ins Kino gekommen. Im Grunde haben wir im Kino eine zahme Version der Comic Rebecca. Der Film hat lediglich den Panzer, Rebecca und Booga, den Kängerumutanten übernommen. Alleine die Tatsache, dass Booga vor seiner Mutation zum sprechenden Kängeru (laut Film) ein Hund war, mach die Beziehung zwischen ihn und Rebecca noch einmal bizarrer. Schließlich soll sie ja den Weihnachtskuchen von seinem Schwanz essen. Das Heft besteht aus mehreren Kurzgeschichten, die nur aus Gewalt, Sex und verbal unangebrachte Sprache besteht. Ich weiß, ehrlich gesagt, ob ich davon geschockt sein soll. Zur Entstehung Ende der 80er war es wohl noch ein Aufreger aber ich hätte schon ein wenig zusammenhängende Story in Comics. Weitere Hefte würde ich mir von Tank Girl nicht kaufen…


Der Soundtrack:
Wie oben schonmal erwähnt, stammt die Musikauswahl von Courtney Love, der Sängerin von Hole. Da passt es ganz gut, wenn man auch einen eigenen Song auf dem Soundtrack unterbringt. Ihr sei es aber verziehen, da der Soundtrack in meinen Ohren sehr stark ist.
Tracklist:
- „Ripper Sole“ Stomp!
- „Army of Me“ Björk
- „Girl U Want“ Devo
- „Mockingbird Girl“ The Magnificent Bastards
- „Shove“ L7
- „Drown Soda“ Hole
- „Bomb“ Bush
- „Roads“ Portishead
- „Let’s Do It, Let’s Fall in Love“ Joan Jett and Paul Westerberg
- „Thief“ Belly
- „Aurora“ Veruca Salt
- „Big Gun“ Ice-T



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