
Eigentlich wollte ich dieses Jahr ein wenig aktiver sein und den Blog mit Leben füllen. Wie bei dem guten Vorsatz, dieses Jahr weniger Süßkram zu essen waren beide Unterfangen zum Scheitern verurteilt. Jedenfalls habe ich heute bei YouTube, das Review vom Vidiot zum Film Street Trash von 2024 gesehen. Dort ging es unter anderem um Filme aus dem Melting Genre. Neben Street Trash (1987) dürften Body Melt (1993) und der Planet Saturn lässt schön grüßen von 1977, die bekanntesten Vertreter des Genres sein. Viel mehr kenne ich da auch ehrlich gesagt nicht. Dennoch kam mir ein Film in den Sinn, den ich vor über 10 Jahren für teuer Geld auf DVD gekauft habe. Es handelt sich um Slime City von 1988. In meiner löchrigen Erinnerung, hatte ich ihn als gar nicht mal so gut in Erinnerung. Gestern hat jemand im Discord Server von Ella den Vorschlag gemacht, man könnte mal ein Review Duell zwischen mir und Ella machen. Ich Dussel, schlug diesen Film vor, mit der Hoffnung, das kein normaler Mensch sich diesen Film antun würde. Was soll ich sagen? Hier sind wir nun…
Alexander möchte endlich aus der WG mit seinem Kumpel Jerry raus und zieht in eine werdächtig günstige Wohnung. Nach einem leckeren Schmackofatz mit Umtrunk beim Nachbarn von unten sowie einem 7 Sekunden Fick mit seiner lüsternen Nachbarin von Gegenüber wacht Alexander am nächsten Morgen schweißgebadet auf. Irgendwas ist am vergangenen Abend passiert, denn Alex muss nun Menschen töten um nicht zu schmelzen…
Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich in den 90ern in Katalogen, Listen und Heftchen blätterte und mir immer mal wieder das Cover zu Slime City einer ausländischen Videokassette ins Auge fiel. Über die Jahre war das wie ein „Hidden Gem“ für mich. Bis ich den Film wieder vergaß. 2013 kündigte das Label Shock Entertainment den Film auf einmal an und das sogar mit einer deutschen Synchronisation. Ich war hin und weg und kaufte mir bei Veröffentlichung den Film. Wie so häufig kommt nach jahrelangem Warten die Ernüchterung wenn man dann den Film in der Hand hält und er entpuppt sich dann als allerletzter Schmutz. Jetzt sind wieder, mehr als 10 Jahre vergangen und ich bin älter und reifer geworden. Vielleicht zündet der Film jetzt besser als früher. Andersrum ist es ja genauso. Filme die ich damals gefeiert habe, würde ich heute nicht einmal mehr mit dem Hintern anschauen. Also gut. Nachdem ich den Film nun noch einmal gesehen habe, kann ich voller Inbrunst sagen: „der Film ist nicht gut.“
Aber was für ein Problem hat der Film? Der Film ist das Regiedebüt von Gregory Lamberson. Er führte mit seinen 24 Jahren nicht nur Regie, sondern war auch noch Produzent, Drehbuchautor und Cutter des Films. Womöglich war er noch zu unerfahren ein Low Budget Film zu drehen. Der Film geht zwar nur knapp 80 Minuten aber Spannung will sich nie einstellen. Da es am Budget gefehlt hat, musste man die Lauflänge mit sinnlosen Gesprächen füllen. Hat man jedoch kein gutes Drehbuch oder mindestens gute Darsteller kann so etwas schnell nach hinten losgehen. Die zweite goldene Regel um einen Low Budget Film, billig zu strecken, lass die Protagonisten, ständig hin und her laufen, das verbraucht Zeit. Nachdem Lamberson schon eine schlechte Story geschrieben hat, sind seine Charaktere nur eindimensionale Abziehbilder, die nicht einmal als Parodie durchgehen. Die Charaktere werden einfach 80er stereotypisch sexualisiert. Die lüsterne Nachbarin ist einfach nur ein übersexualisiertes Gefäß. Die Freundin von Alex das obligatorische Mauerblümchen und Alex und Jerry die typischen sexhungrigen Teenager. Die Figur des Roman, hat mir aber recht gut gefallen, er denkt er wäre Autor und hat eine stabile Einstellung. Jetzt wird der eine oder andere sagen, dass man in einem Trashfilm eh keine Handlung oder gut porträtierte Charaktere sehen will. Alles was zählt sind nackte Haut und Schmodder wohin das Auge reicht. Für die pubertierenden Leser sei gesagt, es gibt keine nackten Mädels zu sehen. Bei den Effekten wird es dann aber interessant. Für das Maske war Scott Coulter zuständig, der ein Jahr vorher schon bei Street Trash Hand angelegt hatte. Das sieht man dem Film auch an. Leider geizt der Film mit Schmelzeffekten. Das was man zu sehen bekommt ist auch gut umgesetzt aber es reicht leider auch nicht um den Film in irgendeiner Art unterhaltsam zu machen. Er hat einfach keine ikonische Szene, die den Film im Gedächtnis bleiben lässt. Wenn man an Street Trash denkt, denkt man sofort an die Szene als der Penner auf dem Klo einen verseuchten Schnaps trinkt und gleich anfängt zu schmelzen. Was von ihm übrig bleibt sind seine Füße und die Hand an der Strippe der Klospülung, sowie der bunte Schleim.
Alles in Allem ist Slime City der Versuch einen Film zu drehen, der an Street Trash erinnert aber daran scheitert dass die Macher wohl für kleines Budget zu untalentiert waren. Im Nachhinein würde ich mir wünschen, dass mein Gehirn vor dem schauen des Films genauso geflüchtet wäre, wie das Gehirn von unserem Hauptprotagonisten….
Meinung von Ella:
Der Student Alex zieht in ein heruntergekommenes Apartment irgendwo in New York City. Seine Freundin Lori soll baldigst bei ihm übernachten, doch die aus bürgerlichem Hause stammende junge Frau ziert sich. Alex´ neue Nachbarin Nicole dagegen ist da anders, sie verführt Alex sofort zum Sex. Bei ihr und einem weiteren Nachbarn, dem Underground-Künstler Roman, gibt es zudem blauen Joghurt (Ektoplasma) und einen alchimistischen Likör zum Dinner. Daraufhin verwandelt sich Alex in ein bizarres Schleimmonster. Er findet heraus, dass er nicht nur in okkulte Geheimnisse verstrickt ist, die sich um das Mietshaus und seine neuen Nachbar/innen spinnen, sondern auch, dass er durch den Mord an einem Menschen wieder normal wird. Doch der Schleim bildet sich stets von Neuem auf seinem Körper…
Slime City ist eine US-amerikanische Horrorkomödie aus dem Jahr 1988. Der Film wurde von Greg Lamberson geschrieben und inszeniert. Und das hat er mit einem Mini-Budget sogar richtig gut gemacht. Ja, sicher, das ist keine High-Class-Produktion, dafür aber ein ambitionierter Versuch, einen wahrhaft splattrigen, schleimigen und ekligen Horrorfilm zu drehen. In Bezug auf die kuriosen Effekte und Einfälle, lässt sich Slime City sogar als gelungen bezeichnen. Im Trashfilmbereich sind es ja gerade diese Elemente, die einen „gut-schlechten“ von einem „schlecht-schlechten“ Streifen unterscheiden. Und ich habe schon weitaus schlecht-schlechtere Filme als diesen gesehen. Die okkult-schleimige Story und der übertriebene Body-Horror rufen Assoziationen von Krankheit und der gesellschaftlichen Diskriminierung aufgrund von Krankheit hervor.
Alles Interpretationssache, ich weiß, aber nur weil es ein Trashfilm ist, sollte man dem Werk nicht seine mögliche Intention oder gar Message absprechen. Dass der Trashfilm durchaus dazu in der Lage ist, politische Visionen zu transportieren, sehen wir an so legendären Trashperlen wie z.B. Ed Woods Glen or Glenda (1953) oder John Waters´ Pink Flamingos (1972). Diese Filme zeigen eindrucksvoll, dass man ernste Themen auch lustig und mit expressiven Schauwerten verpacken kann. Slime City könnte somit als trashig überspitze Allegorie auf die Aids-Epidemie der 1980er-Jahre, die vor allem auch in der New Yorker Künstlerszene um sich griff, interpretiert werden und davor warnen, dass auch Heten und heterosexistische Macker sich mit HIV anstecken können. Oder man könnte ihn sich einfach bei zwei bis drei Bier angucken, lachen und danach schnell wieder vergessen. Ich mag Kunstwerke, die einen auf vielen verschiedenen Ebenen ansprechen und die man ganz mannigfaltig interpretieren und rezipieren kann. Das wünsche ich mir wieder mehr von zeitgenössischen Filmen. Slime City ist ein obskurer Trip mit einem grenzdebil-großartigen Finale – und sowas weiß ich durchaus zu schätzen.
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