Heute begeben wir uns filmhistorisch etwas weiter zurück. Etwas mehr als 65 Millionen Jahre. Um genau zu sein in das Jahr 1925. Kleine Verrechner sollte man mir nicht übel nehmen, ich habe nur großzügig gerundet. Heute kümmern wir uns um „The Lost World“. Dieser feiert nächstes Jahr sein hundertjähriges Jubiläum. Also was liegt näher als sich den Film nach 99 Jahren, das erste mal anzuschauen.
Also kommen wir erst einmal zum Inhalt.
Professor Challenger ist der Überzeugung, dass es auf einem brasilianischen Plateau, eine „Vergessene Welt“ gibt, die von urzeitlichen Tieren bewohnt wird. Für diese Behauptung wird er von seinem Publikum verspottet. Er organisiert eine Expedition, die seine Behauptungen beweisen soll. Das Team der Freiwilligen besteht aus dem Wissenschaftler Summerlee, dem Jäger Sir John Roxton sowie Paula White, Tochter eines Forschers, der auf diesem Plateau verschollen ist. Zur Gruppe stößt dann noch der Journalist Edward E. Malone, der eigentlich nur seine große Liebe Gladys heiraten möchte. Diese will aber nur einen echten Abenteurer ehelichen, so dass er wohl oder übel mit auf diese gefährliche Expedition muss. Auf dem Plateau angekommen, entdecken sie sofort die ersten Urzeitriesen, die ihren einzigen Weg zurück zerstören…
Der Film basiert auf den Roman „The lost World“ von Sir Arthur Conan Doyle. Der 1912 erschienene Roman, ist der erste Teil der „Challenger Stories“, eine Reihe an Romanen, die Professor Challenger als Titelheld haben. Berühmt wurde Doyle jedoch schon, durch seine Sherlock Holmes Bücher, die ab 1887 erschienen. Doyle lässt es sich nicht nehmen am Anfang des Filmes aufzutreten und seine Zuschauer zu grüßen.
Ich habe die knapp 74 Minuten lange nachsynchronisierte Tonfilmfassung gesehen. Dadurch, dass der Film synchronisiert wurde, sind die vom Stummfilm bekannten Texttafeln, obsolet und wurden herausgeschnitten. Dabei wurde jedoch so schlampig vorgegangen, dass man diese Texttafeln, zum Anfang immer mal wieder ein paar Frames sieht. Später im Film wird es jedoch besser. Da der Film vermutlich nie als Tonfilm gedacht war, sind die Schnitte, die gesetzt wurden sehr hart. Der Unterschied zwischen vom Regisseur bedachte Schnitte und die Schnitte durch die Texttafeln, fallen sehr unangenehm auf. Die Originallauflänge des Films beläuft sich auf 104 Minuten. Später wurde sie auf 61 Minuten hinunter geschnitten und der Rest vernichtet. Wie so häufig wurden dann nach und nach alte Filmkopien wiedergefunden, so dass der Originalfilm wieder hergestellt werden konnte. Die deutsche Synchronisation ist sehr gut geworden und macht richtig Spaß, so dass auch Stummfilmmuffel, in dieses wertvolle Stück Filmhistorie schauen können. Die Filmmusik ist dann noch die Kirsche auf der Sahnetorte.
Kommen wir nun zu den Effekten. Diese hat Willis O’Brien erstellt, der wohl hauptsächlich von seinen Effekten an seinem Mangus Opus, King Kong und die weiße Frau von 1933 bekannt sein durfte. In King Kong hatte er seine Stop Motion Technik bis aufs äußerste verfeinert. „The Lost World“ war seine erste Großproduktion nach einer handvoll Kurzfilmen. Und ich kann nur sagen Wow, die Effekte im Film sind mit die besten Dinoeffekte die ich jeh gesehen habe. Diese Dinos sind nicht nur einfach nur da. Die sind so liebevoll animiert, dass man denken könnte, sie würden wirklich leben. Man kann ihnen förmlich durch die Augen in ihre Seele schauen, man sieht sie sogar atmen. Man sieht den Dinos buchstäblich beim Leben zu. Als ob man eine Doku schauen würde. Selbst 50 Jahre später im Film „Der letzte Dinosaurier“ hat man nicht so gute Effekte. Selbst heute noch, funktionieren die Effekte noch und wirken nicht so altbacken wie von Vertretern des Genres aus den 50er und 60er Jahren. Ich kann mir richtig vorstellen, wie die Kinozuschauer richtig geschockt, mit runter gefallener Kinnlade im Kino saßen. Einfach nur Wow.
Technisch gesehen, ist der Film ganz große Klasse. Leider hapert es am Rest. Die Story ist recht langweilig und ist nur Mittel zum Zweck um Dinos zu zeigen. Es kommt nie wirklich Spannung auf. Auf der fiktionalen Ebene kann der Film zu keinem Zeitpunkt überzeugen. Das ganze Schauspiel ist vollkommen aus der Zeit gefallen. Paula White wurde nur ins Skript geschrieben um ständig theatralisch in die Kamera zu schauen, wenn mal wieder ein Dinosaurier auftaucht. Auch die anbandelte Lovestory zwischen ihr und dem Journalisten Malone, wird nicht ausgearbeiet. Und ja, mir ist klar, dass es sich hier um einen Stummfilm handelt und es sich hier um ein Stilmittel handelt. Auch das Blackfacing von Schauspieler Jules Cowles, der den Diener Zambo spielt, wirkt aus der Zeit gefallen.
Alles in Allem haben wir hier einen filmhistorisch sehr wertvollen Film, der aber nur durch seine sehr guten Effekte punkten kann und weniger durch seine Story. Würde es nicht diese deutsch synchronisierte Fassung existieren und hätte mich durch 100 Minuten Texttafeln quälen müssen, hätte ich ihn sicherlich abgebrochen…
Wer die restaurierte Langfassung von 97 Minuten schauen möchte, sollte vielleicht mal in die Veröffentlichung von „Versunkene Welt“ von 1960 schauen, dort ist diese Version sowie die 65 Minuten lange 16mm Fassung auf der Bonus DVD enthalten.
Trailer: