
Vielleicht merkt man ja, dass seit dem 3. März meine großzügige Freizeit wieder vorbei ist und ich nach der Winterpause mich wieder dem Gelderwerb widme. Dadurch fehlt mir die Motivation außerhalb der Arbeit irgendetwas künstlerisch Bereicherndes zu machen. Letzte Woche bin ich zufällig auf die Graphic Novel von „Die Geschichte eines Jungen und seines Hundes“ gestoßen. Hauptsächlich hat mich das Cover mit den großen Spinnen gereizt. Wie ich dann feststellte, gibt es auch einen Film der dieses Thema behandelt. Also schnell bei Amazon Prime einen Zusatzchannel im Gratiszeitraum abonniert und ab geht die Post.
Im Jahr 1995 startet der 4. Weltkrieg. Dieser dauert jedoch nur fünf Tage da nur alle ihre übrich gebliebenen Atomraketen abschießen und so das Ende der Menschheit besiegeln. Menschen mit Geld, verziehen sich in Bunker und Wohngemeinschaften unter die Erde und die vom Schicksal verdammten Leute fristen ihr Leben auf der Erdoberfläche und versuchen ihr Leben durch das durchstreifen undankbarer Wüsten zu überstehen. Mittlerweile ist es 2024 und einer dieser Einzelgänger ist Vic, der immer auf der Suche nach Essen und Sex ist. Ihn begleitet ein Hund namens Blood, der mit ihm telepathisch kommunizieren kann. Er trifft auf eine junge Frau, die ihn mit in ihren unterirdischen Bunker nimmt, in dem er als Samenspender für junge Frauen dienen soll…
Der Film basiert auf der gleichnamigen Kurzgeschichte von Harlan Ellison aus dem Jahr 1969. Da ich Diese (noch) nicht kenne, kann ich keine Vergleiche ziehen, ob die Story gut umgesetzt wurde. Der Film wurde mit einem jungen Don Johnson besetzt, der in den 80ern in der Serie „Miami Vice“ weltweite Berühmtheit erlangte. Der Film konnte 1976 den Hugo Award gewinnen und war im gleichen Jahr für den Nebula Award nominiert. Don Johnson wurde als bester Hauptdarsteller mit dem Saturn Award ausgezeichnet. Jedoch gab es keine weiteren Nominierten und James Caan bekam im selben Jahr den gleichen Award für „Rollerball“. Als bester Film musste sich „Aboy and his Dog“ auch „Rollerball“ geschlagen geben.
Aber kommen wir jetzt zu meiner Meinung. Ich fand den Film langweilig und habe nach gut 25 Minuten erst einmal ein Nickerchen gemacht bevor ich den Film beenden konnte. Vielleicht war es ein Fehler vorher die Graphic Novel zu lesen oder bin ich doch zu sehr davon geschädigt, dass ich zu viele 80er Jahre Kiesgruben-Endzeitfilme geschaut habe. Der Film konnte einfach bei mir nicht zünden. Ich kann mir vorstellen, dass die Leute, die den Film 1975 gesehen haben von der Dystopie geschockt waren. Die Grundprämisse ist auch aus damaliger Sicht auch recht interessant. Leider stört es mich, dass hier das Hauptaugenmerk nicht auf das Überleben in der Dystopie gelegt wird sondern auf das finden und vergewaltigen von Frauen. Der Film vermittelt den Eindruck, dass Frauen nur dazu da sind damit Männer ihren Druck ablassen können. In der Obnerwelt, werden Frauen nach dem Geschlechtsakt einfach getötet und in der Unterwelt sind sie einfach Gebärmaschinen um den Fortbestand der menschlichen Art zu gewährleisten. Selbst der Hund, wird von Vic hauptsächlich dazu missbraucht um Frauen zu finden. Wenn diese nicht wollen, wäre er sich auch nicht zu schade sie einfach anzuschießen und danach zu vergewaltigen. Im Film wird auch nicht weiter erklärt warum der Hund diese Kräfte besitzt. Vieles wird einfach im dunklen gelassen. Ein wichtiger Teil spielt auch in der unterirdischen Anlage in die Vic gebracht wird. Dort hat sich ein faschistoides System gebildet in dem ein Komitee über alle anderen herrscht. Ein paar junge Menschen wollen es jedoch stürzen und gegen das Komitee aufbegehren. Auch hier gibt es interessante Ansätze, die dann aber doch recht belanglos umgesetzt wurden. Am meisten stört mich, dass die Leute dort wie Clowns (geschminkt) in Farmer Outfits rumlaufen. Dies bringt zwar eine gewisse „weirdness“ mit sich aber sieht dafür zu lächerlich aus. Alles in allen fehlt es dem Film an Bombast und Charakteren die den Film tragen können. Es wirkt hier alles wie ein billiger 70er Jahre Fensehfilm. Da hilft auch nicht das, Achtung Zitat: „eines der besten Film-Enden aller Zeiten“ . Als sich Vic für seinen Hund und nicht für die Frau entscheidet. Für mich ist der Film eine herbe Enttäuschung.

Aber schauen wir noch einmal kurz auf die Graphic Novel. Die Comicadaption ist in Deutschland 1989 von „Edition Kunst den Comics“ in einem schicken Hardcover mit Schutzumschlag erschienen. Diese Adaption enthält die drei Stories: „Wichser“, „Ein Junge und sein Hund“ und „Lauf, Junge lauf“
In „Wichser“ geht es darum wie Vic und Blood, Alkohol gegen Munition zu tauschen. Blood wird immer wieder von den üblen Gesellen als „Wichser“ beleidigt so dass er ausrastet und diese angreift. Beide müssen darauf flüchten. Hier lernen wir wie hart das Leben an der Oberfläche ist und sehen auch das erste Mal die „Schreier“, Mutanten die auf der Jagd nach Menschen sind. Im Film wird das nur angedeutet das diese Kreaturen existieren und die Schreie werden von Vic als Ablenkung benutzt“ Die Zweite Story ist dann „Ein Junge und sein Hund“ die wir auch vom Film kennen. Der Comic ist dabei aber viel düsterer und geht dabei weniger auf das Leben im Untergrund ein. Dafür wird kurz erklärt, wie Blood zu seinen Kräften kam. Grundsätzlich kommt man am Ende zum selben Ergebnis. Nur das es im Comic durch die düstere Atmosphäre besser rüberkommt. Die letzte Story ist „Lauf, Junge lauf“ die die Spinnen vom Cover beinhaltet. Vic und Blood werden wieder mit den Problemen der ersten Story konfrontiert und laufen dabei in die Falle der Spinnen. Das Ende rundet den Band wunderbar ab und schockt um einiges mehr als das Achtung Zitat: „eines der besten Film-Enden aller Zeiten“ des Films. Bzw. der zweiten Story des Bandes. Wie gesagt, ich kenne die Originalstory nicht und es ist mir unklar ob die Storys „Wichser“ und „Lauf, Junge lauf“ auch in der Kurzgeschichte vorkommen oder ob Harlan Ellison sie extra für die Graphic Novel geschrieben hat. Für das „Worldbuilding“ sind sie doch genau richtig.

Die Zeichnungen stammen von Richard Corben, der den Band 1987 zeichnete. Sein Stil passt perfekt zu der düsteren Story von Harlan Ellison. Corben veröffentlichte auch Storys in der französischen „Métal hurlant“ die bei uns als „Schwermetall“ veröffentlicht wurde. Gegen Ende seiner Karriere hat er dann meistens für DC und Marvel gezeichnet.
Insgesamt haben wir hier ein Werk, das gute Ansätze besitzt aber im Grundtenor, meiner Meinung nach und aus heutige Sicht irgendwann falsch abbiegt. Der Film hat mich überhaupt nicht unterhalten und die Graphic Novel hat mich zumindestens ein wenig durch die dunkle Atmosphäre berührt. Außerdem lässt sich nicht bestreiten, dass „Der Junge und sein Hund“, die Computerreihe „Fallout“ inspiriert haben muss…
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