
Es ist mal wieder Zeit für ein Reviewbattle mit Ella. Eigentlich sollte es dies ja regelmäßig geben aber da ich die Wochenenden sehr motivationslos bin, liegt es an mir, dass es so schleppend vorangeht. Aber nun ist es wieder so weit. Da ich wieder dran bin, den Film auszusuchen, gibt es dieses Mal etwas qualitativ hochwertiges. *räusper. Ausgesucht habe ich mir den Film „Im Staub der Sterne“ von 1976. Man könnte jetzt meinen, dass dies nun wieder einer dieser unsäglichen Trashfilme sein wird. So wird es auch sein. Interessant ist, dass der Film in der DDR hergestellt wurde. Wie stellte man sich 1976 in einen vom Westen abgeschotteten Staat das Weltall vor? Wollte man nur ein Rip-off von Raumpatrouille Orion oder Star Trek machen oder geht man komplett eigene Wege. Wir werden sehen….
Nachdem ich nun den Film gesehen habe, kann ich sagen, es ist kein Rip-Off von westlichen Science Fiction Content. Leider. Für mich war der ganze Film leere Langeweile.
Kommandantin Akala und ihre Crew haben den langen und erschwerlichen Weg auf sich genommen einen Notruf nachzugehen der von TEM 4 ausgegangen ist. Dort angekommen, scheint alles normal zu sein und es werden wilde Feste gefeiert. Doch unter der schillernden Fassade scheint es zu brodeln. Die Leute, die sie dort antreffen sind scheinbar Invasoren, die verschleiern wollen, dass sie die echte Bevölkerung versklavt haben indem sie sie mit „Weib, Wein und Gesang“ von den Problemen ablenken.
„Im Staub der Sterne“ von 1976 ist einer von 4 großen Science Fiction Filme, die in der DDR von der Defa gedreht wurden. Der erste Film war 1959 der Film „Der schweigende Stern“ nach einer Vorlage von Stanisław Lem der ein großer Schriftsteller war und unter Anderem den Klassiker „Solaris“ geschrieben hat. 1972 erschien „Eolomea“ und 1979, „Signale – Ein Weltraumabenteuer“ der wie „Im Staub der Sterne“ von Regisseur Gottfried Kolditz inszeniert wurde. Der Film wurde von der „Künstlerischen Arbeitsgruppe futurum“ausgestattet. Diese waren in den Jahren von 1971 bis 1981 für die Defa in den Filmstudios Babebelsberg. Hauptsächlich beschäftigte sich diese Gruppe aber mit Dokumentationen.
Der Film dürfte als sozialistische Propaganda durchgehen da, Kommandantin Akala von dem sozialistischen Planeten Cyrno kommt und den Sklavenplanet Tem IV befreien will. Ziemlich fortschrittlich für die Zeit ist, dass die Expedition von einer Frau angeführt wird. Was dann aber irgendwie negiert wird indem sie sich von den Machthabern täuschen lassen hat und der Mann dann wieder den Durchblick hat. Im großen und ganzen wird hier ein faschistoides System dargestellt indem es eine strickte Hierarchie gibt. An oberster Stelle steht der Chef (Führer, wollte man ihn wohl nicht nennen), darunter eine kleine Elite und dann die uniformierten Soldaten mit einer prägnanten Symbolik. Ganz unten die Turi, die für die Besatzer, die Herrschenden arbeiten müssen. Man kann da viele Parallelen zum dritten Reich erkennen aber aus heutiger Sicht könnte es auch das Leben in der DDR ablichten. Das würde auch dieses eigenartige Ende erklären, indem es keine Sieger gibt. Ich interpretiere in das Ende einen Sieg der Herrschenden, ihe Plan ist mehr oder weniger aufgegangen. Die Besatzung der Mission ist abgereist, Kommandantin Akala verbleibt auf dem Planeten und ihr Navigator stirbt. Im Grunde für nichts. Ich könnte wetten, ohne dieses Ende wäre der Film nicht durch die DDR Zensur gekommen. Der Film übt zwar Kritik am Klassenfeind und man kann dort auch Kapitalismuskritik reininterpretieren aber ich sehe im Film auch ein System, welches auch das der DDR widerspiegelt. Also will man ja nicht zeigen, dass ein Widerstand der „Unterschicht“ etwas bringen würde außer Tod und Verzweiflung. Leider wurde das ganze Thema ziemlich zäh und langweilig umgesetzt. Meines Erachtens hätte man das auch locker in 70 Minuten abhandeln können.
Was mir am Film gefallen hat, war der Look. Irgendwie hat es mir dieser 70er DDR chic angetan. Die Uniformen und Klamotten der Besatzung um Akala, sowie die Fahrzeuge und das Raumschiff. Tolles Design. Dazu kommt noch die Arbeit von der Arbeitsgruppe futurum. Ich nehme mal an, dass diese für den surrealen Look zuständig waren. Da gibt es so einige Szenen die cineastisch interessant sind aber für die Handlung vollkommen irrelevant. Der nackte Tanz von Miu vor der Lichtwand oder das Spiegelkabinet vom Chef und die Köpfe in den Vitrinen. Alles tolle Ideen mit visuellen Spielereien aber machen den Film einfach nicht unterhaltsamer.
Alles in Allen ist der Film eine langweilige sozialistische Propandashitshow die man aus heutigen Augen auch als das Gegenteil ansehen kann. Mit einem Budget von 4,3 Millionen Ostmark, ist er auch nicht ganz billig gewesen. Was sicherlich auch an der tollen Ausstattung liegt….
Ellas Meinung:
Die Mannschaft des Raumschiffs „Cynro 19/4“ erreicht nach einem empfangenen Notruf den Planeten „TEM 4“. Dort finden die Kommandantin Akala, der Navigator Suko und der Rest des Teams aber keine Notsituation vor, sondern ein schlimmes Ausbeutungsverhältnis. Der nur als „Chef“ bezeichnete Herrscher des Planeten beutet die Ureinwohner/innen in unterirdischen Bergwerken aus. Dem Sklaventreiber und Unterdrücker ist jedes Mittel recht, um seine Ziele durchzusetzen, auch Folter und Bewusstseinsmanipulation. Wird die Besatzung der „Cynro 19/4“ den versklavten Ureinwohner/innen zu Hilfe kommen? Im Staub der Sterne ist ein Science-Fiction-Film von Gottfried Kolditz aus dem Jahr 1976. Produziert wurde er von der künstlerischen Arbeitsgruppe „futurum“, einigen Filmemachern des staatseigenen Filmunternehmens DEFA der DDR. Ziel dieser Gruppe war die filmdokumentarische Begleitung von Zukunftsentwicklungen in der DDR sowie deren Inszenierung in Spielfilmen und Dokumentationen.
Propaganda haben im Kalten Krieg und darüber hinaus alle gemacht, nicht nur die USA. Schreckliche Filme wie Top Gun – Sie fürchten weder Tod noch Teufel (1986), Der König der Löwen (1994), Independence Day (1996), Armageddon – Das jüngste Gericht (1998) oder Paw Patrol – Der Mighty Kinofilm (2023) triefen vor nationalistischer, kapitalistischer und neoliberaler Ideologie (und wurden teils von der Regierung in Auftrag gegeben). Seit dem rassistischen Machwerk Die Geburt einer Nation (1915) hat das in den USA eine lange Tradition. Doch auch die kommunistische Sowjetunion versuchte, den Zuschauenden ins Denken zu pfuschen. Mit Im Staub der Sterne haben wir solch einen Propagandafilm aus der DDR vorliegen. Auch wenn das ganze nicht so platt gestaltet ist, wie bei so manchem US-amerikanischen Propagandafilm, und die Retrofuturismus-Ästhetik gelungen ist, darf das nicht darüber hinwegtäuschen, dass dies kein reines Kunstwerk ist, sondern einen politischen Zweck im Auftrag eines Regimes erfüllen sollte. Und sowas macht mir persönlich jeden Kunstgenuss etwas madig. Storymäßig ist Im Staub der Sterne so langweilig, wie viele Science-Fiction-Serien und -filme dieser Zeit. Das Ganze wirkt heute streckenweise etwas seltsam und das Fantasy-Technikgelaber albern, wer aber auf den alten Perry-Rhodan-Charme, Raumschiff Enterprise (1966), auf bunte 70er-Jahre-Ausstattung steht und die Tatsache, dass die Tonspur zu gefühlt 90 Prozent aus Schritten, Fußgetrappel und Sandalengeknatsche besteht, nicht abschreckt, kann hier durchaus einen Blick riskieren. Aber immer dran denken: kritisch bleiben.
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